Gemeinsam auf Streife mit der Guardia Civil in Artà auf Mallorca

Auf Streife mit den Kollegen
Gemeinsam auf Streife mit der Guardia Civil in Artà auf Mallorca
Bielefelder Polizeikommissarin geht auf Mallorca im Sommer auf Streife und hilft deutschen Touristen.
Polizei Bielefeld, Alina Pepping

Als ich 2015 mein vierwöchiges Abschlusspraktikum beim Cuerpo Nacional de Policía in Palma de Mallorca gemacht habe, berichteten mir die dortigen Kollegen, dass deutsche Polizisten in den Sommermonaten die spanischen Kollegen auf Mallorca unterstützen. Schon damals habe ich gehofft, ebenfalls einmal die Chance zu bekommen, mit den spanischen Kollegen des Streifendienstes zusammenzuarbeiten. Normalerweise arbeite ich bei der Polizei Bielefeld im Streifendienst. Ich habe nicht lange gezögert, als im März 2019 eine Ausschreibung kam, und mich beworben. Voraussetzungen für die Bewerbung waren sehr gute Spanischkenntnisse. Letztendlich bekam ich die Zusage für den Monat August 2019 bei der Guardia Civil in Artà auf Mallorca.

 

Anreise und Unterkunft

Am Flughafen von Mallorca wurde ich am Gate von zwei Kollegen der Guardia Civil erwartet. Mit dem Kollegen aus Artà haben wir anschließend meinen Mietwagen, welchen ich mir selbst für die Zeit geliehen hatte, abgeholt und sind dann zur Wache nach Artà gefahren. Dort wurde ich vom Chef begrüßt anschließend zu meiner Unterkunft begleitet.

Während der gesamten Zeit war ich in einer Apartmentanlage in Sa Font de Sa Cala untergebracht, welche eine 15-minütige Fahrt von der Wache in Artà entfernt lag. Das Apartment war geräumig und verfügte über eine kleine Küche und einen Balkon. Die Kosten für Apartment und Verpflegung im Hotel wurden von der Guardia Civil übernommen.

 

Artà auf Mallorca

Artà ist eine kleine Gemeinde im Nordosten von Mallorca mit ca. 7500 Einwohnern. Zum Einsatzgebiet der Guardia Civil de Artà gehören auch die Orte Colònia de Sant Pere, Cala Ratjada und Cala Millor, sowie kleinere Ortschaften. Das gesamte Gebiet ist sehr weitläufig. Von einer Seite zur anderen fährt man ungefähr 30 Minuten.

 

Polizeiwache der Guardia Civil in Artà

Auf der Polizeiwache der Guardia Civil in Artà arbeiten ca. 70 Kolleginnen und Kollegen. Der Großteil von ihnen arbeitet im Streifendienst. Im normalen Dienstbetrieb gibt es rund um die Uhr zwei Streifenwagen, die jeweils von zwei Kollegen zusammen besetzt werden und einen Kollegen, der die Wache und somit auch den Empfang besetzt.

Im Tagesdienst arbeiten zudem Kollegen bei der Anzeigenaufnahme. Zwei Kollegen sind für die allgemeine Anzeigenaufnahme zuständig und ein weiterer Kollege kümmert sich ausschließlich um Anzeigen im Bereich der häuslichen Gewalt. Zudem gibt es auf der Wache noch drei Kollegen, die in der Ermittlung arbeiten.

 

Arbeiten auf Mallorca

Während der gesamten Dienstzeit auf Mallorca trug ich meine deutsche Uniform mit meiner Dienstwaffe. Mit den Kollegen sprach ich ausnahmslos Spanisch. Viele Touristen sprachen mich auf Deutsch an und ich musste diverse Male die Kollegen unterstützen und übersetzen. Einmal sollte ich auch ein Telefonat auf Englisch für die benachbarte Behörde führen, da der Großteil der Kollegen nur spanisch sprach.

Grundsätzlich arbeitete ich fünf Tage und hatte dann zwei Tage frei. Die meiste Zeit versah ich Frühdienst. Einen Nacht- und einen Spätdienst durfte ich aber auch erleben.

Während des Dienstes fuhr ich meist mit einem, manchmal auch mit zwei Kollegen Streife. Der gesamte Streifenbezirk war in insgesamt vier Sektoren eingeteilt. Ich war vornehmlich in den touristischen Bereichen Cala Ratjada und Cala Millor eingesetzt. Neben den Sektoren waren im Streifenplan, den jede Besatzung vor dem Dienst erhalten hat, Punkte vorgegeben, die nach Möglichkeit bestreift werden sollten bzw. an denen Kontrollstellen einzurichten waren.

Zu Beginn meiner Zeit auf Mallorca fand die offizielle Begrüßung der deutschen, französischen und italienischen Kollegen in einem Hotel an der Playa de Muro statt. Neben den Polizeichefs der einzelnen Wachen von Mallorca, nahmen auch die Bürgermeister von Alcúdia und Can Picafort, sowie der Chef der Guardia Civil der Balearen Inseln (Leitender Polizeidirektor) und dessen Stellvertreter teil. Selbstverständlich war hier auch die Presse vor Ort und ich „durfte“ ein kurzes Fernsehinterview auf Spanisch geben.

Neben dem alltäglichem Einsatzgeschehen bestand ein Großteil des Dienstes aus Präsenz, welche sowohl in Form von Fußstreifen als auch Streifenfahrten durchgeführt wurde.

Des Öfteren wurde ich im Dienst zur Wache gerufen, um die Kollegen bei der Anzeigenaufnahme mit deutschen Touristen zu unterstützen. Dabei handelte es sich um häusliche Gewalt, einen Verkehrsunfall mit einem Beteiligten ohne Versicherungsschutz, einer kurzzeitig vermissten Person und Einbruchsdelikte.

Bei der häuslichen Gewalt, bei der ich unterstützte, wurde eine junge Frau von ihrem Ex-Freund bedroht. Bei einer langen und ausführlichen Anzeigenaufnahme wurde unter anderem gefragt, wo sich ihr Ex-Freund normalerweise aufhält. Ziel war es, dass die Streife ihn an den genannten Punkten suchen konnte. Beim Antreffen sollte er bis zur Vorführung vor dem Richter am übernächsten Tag festgenommen werden.

Eine Nacht durfte ich die Kollegen der Ermittlung begleiten. Wir waren in zivil unterwegs und wollten uns die Drogenszene in Cala Ratjada anschauen und ggf. observieren.

In meiner letzten Woche haben wir an einem Tag die Arbeitsaufsicht unterstützt. Diese hat in Cala Ratjada die Promoter, also die Leute, die am Strand Werbung für Partyboote und ähnliches machen bzw. Tickets dafür verkaufen, kontrolliert und zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. Da alle angetroffenen Personen ausnahmslos Deutsche waren, führte ich die komplette Befragung und übersetzte für die Kollegen.

Während der gesamten Zeit spielte die Anwesenheit der deutschen Polizei eine große Rolle in der Öffentlichkeit und in den Medien. So wurde ich in verschiedenen Hotels und dem Vorsitzenden des Hotel- und Gaststättenverbands vorgestellt. Zudem gab ich zwei Interviews, eines für eine spanische und ein weiteres für eine deutsche Zeitung.

 

Unterschiede

Zwischen der spanischen und der nordrhein-westfälischen Polizei sind mir einige Unterschiede aufgefallen.

Den spanischen Kollegen wird pro Schicht eine 30 minütige Pause eingeräumt. Diese wird ausnahmslos in Cafés oder Restaurants verbracht. Dort wird ein Kaffee, ein Kaltgetränk oder auch ein belegtes Brötchen verzehrt. Sowohl von den Bürgern als auch den Restaurantinhabern wurde dies nicht als störend empfunden, ganz im Gegenteil, wir wurden stets freundlich begrüßt und haben uns meistens kurz mit den anderen Gästen unterhalten. Auf der Wache gab es weder eine Küche, noch einen Aufenthaltsraum. Lediglich eine Mikrowelle war vorhanden. Die spanischen Kollegen bekommen etwas weniger Gehalt als wir. Sie bekommen jedoch - je nach Verfügbarkeit - eine Wohnung gestellt.

 

Fazit

Alle Kollegen waren ausnehmend freundlich und hilfsbereit. Viele von ihnen waren interessiert an der deutschen Polizei und der Arbeit bei uns. Ich wurde gut aufgenommen und mit in das Einsatzgeschehen integriert. Zahlreiche Touristen sprachen mich an und ich empfand meine Dienstzeit auf Mallorca als eine großartige Erfahrung und würde mich im nächsten Jahr wieder bewerben.

 

Hintergrund: Struktur der spanischen Polizei, insbesondere der Guardia Civil

Die spanische Polizei ist unterteilt in die Guardia Civil, den Cuerpo Nacional de Policía und die Policía Local. Zudem gibt es in den autonomen Regionen Spaniens eine eigene Polizei. Die Abgrenzung der Zuständigkeiten zwischen dem Cuerpo Nacional de Policía und der Guardia Civil ist sehr kompliziert. Vereinfacht gesagt ist der Cuerpo Nacional de Policía in den Provinzhauptstädten und anderen großen Städten, die von der Regierung bestimmt wurden, zuständig. Die Guardia Civil übernimmt die polizeilichen Aufgaben im Rest des Staatsgebietes. Sie nimmt sowohl militärische als auch zivile Funktionen wahr und ist daher sowohl dem Ministerium des Inneren als auch dem Verteidigungsministerium unterstellt. Die Guardia Civil arbeitet viel mit der Policía Local zusammen. Die Policía Local ist in jedem Ort mit mehr als 5000 Einwohner eingesetzt.

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