Ein Verkehrsunfall – und die unsichtbaren Unfallfolgen
Häufig bedeuten ein Verkehrsunfall und eine daraus resultierende schwere Verletzung eine extreme Belastung, die Sie mit Ängsten, Überforderung, Sorgen und Verzweiflung konfrontieren können, sei es als betroffene oder angehörige Person.
Ein schwerer Verkehrsunfall kann aber nicht nur für die Unfallbeteiligten ein einschneidendes Erlebnis sein. Auch das Miterleben eines Unfalls als Zeugin und Zeuge, Ersthelferin und Ersthelfer kann traumatisierend sein.
Sichtbare Wunden werden in der Regel umgehend behandelt. Was aber passiert mit Ihren unsichtbaren Verletzungen?
Für alle Beteiligten ist es daher von höchster Wichtigkeit, seelische Wunden frühzeitig zu erkennen und im Bedarfsfall umgehend zu behandeln. Lassen Sie es nicht soweit kommen, dass der Verkehrsunfall langfristige, seelische Folgeerkrankungen wie Depressionen, Ängste oder ähnliches bei Ihnen hervorrufen kann. Es hat sich für viele Betroffene und Angehörige bewährt, über Ihre Ängste und Sorgen zu sprechen.
Suchen Sie deshalb den Kontakt zu Familienangehörigen, Bekannten oder Freunden, um mit ihnen über Ihre Gefühle und Ängste zu reden.
Wenn der Austausch mit Familienangehörigen oder Freunden nicht ausreicht, kann in vielen Fällen zusätzlich professionelle Hilfe notwendig sein. Ein Gespräch mit Fachkräften aus dem ärztlichen, psychologischen oder psychotherapeutischem Dienst kann Ihnen in solchen Fällen hilfreich sein.
Über Ihre Gefühle dürfen Sie offen sprechen!
Über Ihre Ängste, Sorgen, Überforderung oder Verzweiflung dürfen und sollen Sie offen sprechen, denn Sorgen wiegen schwer und sie richten sich nicht nach Tages- oder Öffnungszeiten. Die Telefonseelsorge hat ein offenes Ohr für alle Anliegen und ist 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr für Sie erreichbar.
Telefon: 0800/1110111 oder 0800/1110222 oder 116123
Mail und Chat unter: Telefonseelsorge.de
Wo kann ich psychologische Beratung und schnelle Hilfe erhalten?
Sofern Sie, eine Angehörige oder ein Angehöriger in einer entsprechenden Situation unmittelbare Selbst- oder Fremdgefährdung bemerken, sollten Sie nicht zögern, sofort einen psychiatrischen Notdienst, den Rettungsdienst (112) oder die Polizei (110) zu verständigen.
Befinden Sie sich aktuell in einer psychischen Krise, sollten Sie kurzfristig
- Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt kontaktieren,
- Kontakt mit einer Klinik mit psychiatrischer Abteilung in Ihrer Nähe aufnehmen. Eine Übersicht finden Sie auf Klinikradar.de.
- Kontakt mit dem ärztlichen (psychiatrischen) Bereitschaftsdienst aufnehmen (bundesweite Telefonnummer: 116 117, Patientenservice)
oder sich an ein Hilfs- bzw. Beratungsangebot für akute Krisensituationen wenden (siehe weiter unten)
Was ist überhaupt ein Trauma und was kann ich dagegen tun?
Bereits während eines Verkehrsunfalles oder unmittelbar danach können sich erste Symptome zeigen. Man spricht dann von einer akuten Belastungsreaktion. Diese unmittelbaren Reaktionen klingen häufig nach wenigen Wochen von selber wieder ab, können aber auch bestehen bleiben und als zunehmend belastend empfunden werden. Manchmal können Symptome auch erst nach mehreren Tagen, Wochen, Monaten und in seltenen Fällen auch Jahre nach dem Unfall auftreten. Häufige Beschwerden sind:
- Gefühl der Betäubung
- Konzentrationsprobleme, Sprachschwierigkeiten
- Unruhe, Zittern, Schüttelfrost, Schwitzen
- erhöhter Blutdruck, Atemnot
- Hilflosigkeit, Angst, Trauer, Traurigkeit
- Ärger, aggressives Verhalten
- Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen
- immer wiederkehrende Bilder des Erlebten im Kopf
Sollten Sie seit dem Unfall Veränderungen bei sich beobachtet haben, kann dies ein Hinweis auf eine psychische Belastung oder Erkrankung sein. Bereits einzelne Beschwerden können ein Warnsignal sein. Die Nichtbeachtung oder auch Nichtbehandlung Ihrer Beschwerden kann zu einer Verschlimmerung der Symptome führen.
Psychiatrische Hilfe finden Sie in ausgewiesenen Traumaambulanzen. Sie erhalten dort eine zeitnahe und kostenfreie Erstbetreuung von ärztlichen und psychologischen Fachleuten sowie Hilfe bei der Antragstellung nach dem Opferentschädigungsgesetz. Nutzen Sie die folgenden Verlinkungen, um zum Opferschutzportal des Landes Nordrhein-Westfalen zu gelangen. Dort können Sie mittels Suchmaschine im Internet nach geeigneten Adressen von Beratungsstellen in Ihrer Nähe suchen:
Opferschutzportal NRW Traumaambulanzen
Opferschutzportal NRW Beratungsstellen
Der Verein Verkehrsunfall-Opferhilfe-Deutschland e.V. (VOD) ist eine Zusammenarbeit der Kooperationspartner der Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland e.V. und der Polizei Nordrhein-Westfalen. Er ist der Dachverband für die Institutionen der Verkehrsunfall-Opferhilfe der unter anderem nachfolgend aufgeführten Mitglieder Hilfefinder.de, subvenio e.V, dem Institut für psychologische Unfallnachsorge (IPU) und vielen anderen mehr. Sitz ist die Deutsche Hochschule der Polizei (DHPol). Der Verein VOD kann Ihnen Anlaufstellen für eine individuelle Beratung oder Bearbeitung ihres Sachverhaltes aus dem Bereich der VOD-Mitgliederorganisationen nennen.
Verkehrsunfall-Opferhilfe-Deutschland e. V. (VOD)
Telefon: 0800 806 33 38
E-Mail: info [at] vod-ev.org (info[at]vod-ev[dot]org)
Benötige ich psychologische Hilfe – hier kann ich mich „checken“
Zusammen mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat e.V. (DVR) und der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat der Verein VOD ein Internetportal für Verkehrsunfallopfer mit psychischen Schwierigkeiten erarbeitet, das Ihnen das Finden von Beratungs- und Therapiemöglichkeiten erleichtert. Informieren Sie sich rund um das Thema „Psychische Folgen nach Straßenverkehrsunfällen“ auf dem Internetportal Hilfefinder.de. Sie können mit Hilfe des Trauma-Checks prüfen, ob Sie professionelle Beratung aufsuchen sollten. Der Hilfefinder ermöglicht es Ihnen, nach Einrichtungen in Ihrer Nähe zu suchen, die Ihnen schnelle Hilfe anbieten können.
E-Mail: Hilfefinder.de/kontakt
Das Institut für psychologische Unfallnachsorge und Psychologische Gesundheitsförderung (IPU) ist eine Privatpraxis für Psychotherapie, auf deren Internetseite Sie Informationen zu folgenden Themen erhalten:
- Psychologische Psychotherapie und Psychotraumatherapie
- Psychologisches Unfallmanagement für Betriebe, Unternehmen und Organisationen
- Seminare
- Psychologische Gutachten
- Coaching und Supervision
Institut für psychologische Unfallnachsorge und Psychologische Gesundheitsförderung (IPU)
Telefon: 0221/9692039
E-Mail: info [at] unfallnachsorge.de (info[at]unfallnachsorge[dot]de)
Ein weiteres Hilfsangebot finden Sie beim Deutschen Institut für Psychotraumatologie e.V. (DIPT).
Die Beratungsstelle des DIPT bietet für Unfallopfer Folgendes an:
- Spezielle Traumadiagnostik
- Psychotraumatologisch fundierte Fachberatung zur Aufarbeitung akuter traumatischer Erlebnisse
- Hilfe bei der Suche nach:
- Anlaufstellen für spezielle Opfergruppen
- Ausgebildeten Traumatherapeutinnen und Traumatherapeuten Innen für eine langfristige ambulante Psychotherapie
- Fachkliniken
- im Einzelfall Betreuung durch fortgeschrittene Studentinnen und Studenten der klinischen Psychologie durch:
- Hilfen bei Amtsgängen und im Alltag
- Kinderbetreuung während der Beratungsgespräche
- Begleitung zu Gerichtsterminen
Auf der Homepage des DIPT finden Sie eine aktuelle Liste mit Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten und / oder Ärztinnen und Ärzten, die eine Zusatzqualifikation im Bereich Psychotraumatologie erworben haben.
Deutsches Institut für Psychotraumatologie e.V. (DIPT)
Telefon: 0221 / 390903 11
E-Mail: beratungsstelle [at] psychotraumatologie.de (beratungsstelle[at]psychotraumatologie[dot]de)