Rund 130 Verbindungsbeamte aus allen EU- und Schengen-Staaten, diversen Drittstaaten sowie des Interpol-Generalsekretariats haben bei Europol ihre Büros eingerichtet. Die Verbindungsbeamten tauschen Informationen aus und stimmen grenzüberschreitende operative Maßnahmen ab und wirken beim Kerngeschäft von Europol mit, der operativen Kriminalitätsauswertung. Außerdem beteiligen sie sich an zahlreichen Projekten von Europol.
Das Europäische Polizeiamt Europol wurde 1998 von den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union durch einen Ratsbeschluss gegründet und befindet sich im niederländischen Den Haag. Es unterstützt die 28 EU-Mitgliedstaaten bei der Bekämpfung schwerer Formen internationaler Kriminalität und des Terrorismus. Europol arbeitet mit zahlreichen Partnerländern außerhalb der EU sowie mit internationalen Organisationen zusammen. Europol ist immer dann zuständig, wenn Organisierte Kriminalität, Terrorismus oder andere Formen schwerer Kriminalität vorliegen und zwei oder mehr EU-Mitgliedstaaten betroffen sind.
Das Informationssystem von EuropolMit der Secure Information Exchange Network Application (SIENA) stellt Europol den Mitgliedstaaten ein System zu Verfügung, über das Informationen schnell und sicher ausgetauscht werden können. Darüber hinaus werden über das Europol Information System (EIS) Daten zu Kriminellen bereitgestellt, die durch die Mitgliedstaaten abgerufen oder mit anderen Daten abgeglichen werden können.
„Die Vernetzung der europäischen Polizeien und die vertrauensvolle Zusammenarbeit sind Voraussetzung für das Gelingen einer effizienten Kriminalitätsbekämpfung. Daher sind wir sehr daran interessiert, auch mit Beamten der Polizei NRW im Kreis der deutschen Vertreter bei Europol möglichst stark vertreten zu sein,“ sagt Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann,
„Nationale Stellen“
In allen EU-Mitgliedstaaten sind sogenannte »Nationale Stellen« für Europol eingerichtet worden. Sie dienen als Verbindungsstellen zwischen Europol und den Zentralstellen der übrigen Mitgliedstaaten. Die »Nationale Stelle« für Deutschland ist das Bundeskriminalamt (BKA). Es entsendet Polizeibeamte aus den 16 deutschen Bundesländern als deutsche Vertreter zu Europol. Das Sachgebiet »Europol-Koordination« wählt die Beamten aus, die zunächst eine Hospitationsphase durchlaufen.
Auswahlverfahren
Einmal im Jahr führt das BKA ein dreitägiges Vorbereitungsseminar für interessierte Beamte durch. Es soll die Teilnehmer fit machen für eine Hospitation bei Europol sowie für das Auswahlverfahren um einen Europol-Dienstposten. In diesem Seminar werden die wesentlichen Bestimmungen des EU-Ratsbeschlusses mit Bezug zu Europol, die Organisationsstruktur sowie Aufgaben und Befugnisse von Europol vermittelt.
Das frisch erworbene Wissen wird am dritten Tag in einer zweistündigen Klausur in englischer Sprache sowie einem Interview mit einem Dolmetscher des BKA abgefragt. Ziel ist, die Sprachkenntnisse der Bewerber einzuschätzen und diese je nach Bedarf bis zum Dienstantritt in Den Haag zu vertiefen. Auf Basis der Testergebnisse wird die Hospitationsplanung erstellt. Die Hospitanten selbst vereinbaren den Zeitraum ihrer Hospitation bei Europol und den Verwendungsbereich direkt mit der Koordinierungsstelle.
Die ersten Wochen in Den Haag
Zu Beginn findet das sogenannte »Newcomer’s Training« statt. Das ist eine intensive Fortbildung unter anderem zum Umgang mit dem Europol Information System »EIS« sowie dem Kommunikationstool »Secure Information Exchange Network Application« (SIENA). Darüber lernen die Teilnehmer Sicherheitshinweise sowie rechtliche und allgemeine Regeln für die Tätigkeit bei Europol kennen.
Wer Europol selbst erleben will, kann sich für das Hospitationsprogramm des Bundeskriminalamtes (BKA) bewerben. Eine dreimonatige Hospitation ist der erste Schritt für eine spätere Verwendung bei Europol. Pro Quartal stehen drei freie Plätze zur Verfügung.