Experten und Praktiker haben verschiedene Helmmodelle unter Trainings- und Laborbedingungen akribisch erprobt und getestet. Dabei orientierten sie sich immer am tatsächlichen Einsatzgeschehen: Bei Terroranschlägen oder Amokeinsätzen treffen Streifenpolizisten zuerst am Einsatzort ein. Viele Einsatzszenarien erlauben es nicht, auf das Eintreffen eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) zu warten. Ein sofortiges Eingreifen ist nötig. Bei solchen Einsätzen müssen die Beamtinnen und Beamten bestmöglich vor Projektilen geschützt werden, die aus kurzer Distanz abgefeuert werden. „Wir schützen unsere Polizistinnen und Polizisten mit moderner Ausrüstung auch vor bewaffneten Angriffen. Der ballistische Helm ist ein weiterer Baustein in der Ausstattung, der für mehr Sicherheit bei gefährlichen Einsätzen sorgt", so Dirk Weiler, zuständig für Waffenwesen beim Landesamt für Polizeiliche Dienste (LZPD) NRW. Gemeinsam mit seinem Team hat er den optimalen ballistischen Schutzhelm für die NRW-Polizei gesucht und gefunden – erste Lieferungen werden für den Herbst erwartet. Diese Anschaffung steht in einem größeren Zusammenhang: „Die Ausrüstung der Polizei wird kontinuierlich geprüft und bei Bedarf unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus vergangenen Einsätzen angepasst“, erläutert Dirk Weiler. „Auch Erkenntnisse aus internationalen Polizeieinsätzen, wie beispielsweise Terroranschlägen und Attentaten in Europa, fließen in diese Prüfungen und Entwicklungen ein.“ Ballistische Schutzwesten allein reichen in diesen Situationen für einen zuverlässigen Schutz nicht aus. Erst in Kombination mit ballistischen Helmen wird für die Polizistinnen und Polizisten im Einsatz ein hoher Schutzgrad erreicht. Dirk Weiler ist sich sicher, dass er nun den passenden Helm für die Anforderungen der NRW-Polizei gefunden hat: „Mit seiner Kombination aus akzeptablem Gewicht und sehr hoher Schutzwirkung bietet der neue ballistische Helm ein Maximum an Sicherheit.“
5.000 Helme bis zum Jahresende
In einem ersten Schritt werden bis Ende 2018 rund 5.000 Helme für den operativen Dienst eingekauft. Dafür investiert das Ministerium des Innern (IM) NRW rund 18 Millionen Euro. Höchstmöglichen Schutz bietet der Helm nur, wenn er auch in schwierigen Einsatzlagen nutzbar ist. Den beteiligten Experten und Praktikern war beispielsweise wichtig, dass der Helm auch im Frontbereich Schutz gegen Angriffe mit Sturmgewehren bietet. Deswegen ist der Helm mit einem Stirnschild bzw. einer Frontplatte und einem Splitterschutzvisier ausgestattet. Es ist beabsichtigt, dieses und nächstes Jahr ca. 10.500 Schutzhelme anzuschaffen.
Eine gut ausgestattete Polizei
Die Anschaffung der ballistischen Schutzhelme ist nicht der erste Schritt für eine sicherere Ausstattung der NRW-Polizei: Bereits im Jahr 2016 wurden Schutzwesten angeschafft, die auch dem Beschuss mit Sturmgewehren standhalten. In diesem Jahr kam dann noch eine neue Überziehschutzweste mit zusätzlichen Polycarbonateinlagen dazu. Dasselbe Material wird auch zur Fertigung von Polizeischilden benutzt, denn es ist leicht, widerstandsfähig und alterungsbeständig. Auch die Anschaffung der Schutzhelme hat eine Vorgeschichte: Die Akzeptanz und die damit verbundene taktische Eignung der Helme verschiedener Anbieter wurde im vergangenen Jahr durch das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei (LAFP NRW) in einem dafür konzipierten Trainingsablauf getestet. An den Tests waren Einsatztrainerinnen und Einsatztrainer der Bereitschaftspolizei, der örtlichen Fortbildungsstellen der Kreispolizeibehörden, Einsatzkräfte des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) sowie Lehrtrainer des LAFP NRW beteiligt. Nach entsprechendem Ergebnis und anschließenden Ausschreibungsverfahren konnte am Ende schließlich der Vertrag über die Anschaffung der Helme unterzeichnet werden.